Taipeh 2005
Vom 22.9.- 5.10. war ich, Volker, auf dem Shimen Kitefestival bei Taipeh. Ich freute mich sehr, als ich zusammen mit Karl Henzinger aus der Schweiz unser Zimmer betrat. Dort hatten unsere weiteren Zimmergenossen Philip McConnachie und Greg Kono eine Erfrischung vorbereitet. Genau das richtige nach 21 Stunden Anreise. Unterbringung und Fluggelände des ersten Wochenendes war in Green Bay, Wanli im Distrikt Taipeh
Am nächsten Morgen (Samstag) ging es früh an den Strand nahe des Hotels, wo wir unsere Drachen den ganzen Tag zum Teil auch bei Nieselregen flogen.. Das war nicht schlimm, es waren ja immer 25-30°C. Wir haben also nicht gefroren und sobald die Sonne schien konnte man die nassen Drachen wieder trockenfliegen. Abends war dann auch noch ein Nachtfliegen mit abschließendem Feuerwerk, das leider im Regen endete.
Am Sonntag war das Wetter sowieso ohne Regen mit gewohnten Temperaturen. So hatten wir einen sehr schönen und harmonischen Tag. PhiIlip und ich flogen im Großdrachenbereich und versuchten dort immer möglichst viel am Himmel zu haben. Auf der Aktionsfläche war dagegen viel Action angesagt, was durch das Hot Tricks Shootout mit Hilfe von Lung Ta aus Frankreich, der Familie Lummas aus England sowie Gregory Reynes, Frankreich; StephenVersteegh, Holland und Lam Loac, Canada viele Zuschauer in den Bann riss. Auch der Rokakukampf war ein bewährtes Highlight und Kinder waren begeistert vom Lollypopdrop vom Team um Lee Poi Long aus Malaysia. Das erste Wochenende war also schon mal sehr gut...
In der Woche zwischen den Festen vertrieben wir uns die Zeit mit Sightseeing, freiem fliegen am Strand, Pressekonferenz, künstlerischer Hilfestellung beim Fotoshooting mit Kisa Sauer und Tom, Ramlal Tien, Jean-Paul Richon und Gregory Reynes. Doch Mittwoch kam das erste Rumoren und Gerede hinter der Hand auf. Etwas böses entwickelte sich und sollte am zweiten Wochenende unser Drachenfest beeinflussen.
Es war mehrere hundert Kilometer groß und hatte Windböen bis zu 294 km/h am Donnerstag. Es sollte bis zu 1000 mm Regen in zwei Tagen bringen. Es war Longwang, ein sogenannter Superthaiphon der höchsten Gefahrenklasse.
Freitag abend wurden wir dann auch von der Organisation darauf aufmerksam gemacht, dass das Fest für Sonntag gestrichen ist, der Samstag mit Glück noch voll genutzt werden kann.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann alle in Bussen nach White Sand Beach, wo das zweite Drachenfest stattfand. Schnell hatten Phillip und ich wieder aufgerüstet. Wir haben vorsorglich die dreifache Sandsackmenge zum befestigen der Drachen genommen. Außerdem ließen wir nur je einen großen Drachen fliegen, mit viel Wind ist ja nicht zu spaßen...
Dann kam aber schon um 12 Uhr die Nachricht, dass das Fest zuende sei. Es war erst etwa 5-6Bft. ohne Böen. Die Regierung Taiwans hat festgelegt, dass öffentliche Veranstaltungen gestoppt werden sollen. Leichtes Unverständnis bei den Drachenfliegern, da der Wind noch nicht sehr stark war und Sonnenschein bei fast 30°C war. Aber Sicherheit geht natürlich vor. In den Bussen waren wir dann erst um drei, na ja, da dauert alles ein bisschen länger. Gegen Abend wurde es dann auch endlich ungemütlicher, der Wind wurde stürmisch. Das ist für mich als Küstenjung nichts besonderes, aber den begleitenden Regen kannte ich nur von starken Gewitterschauern. Bloß schüttete es nun stundenlang...
Am nächsten morgen war auf dem Meer eine stattliche Dünung, und der Regen war aber vorbei. Auch der Wind wurde wieder weniger, nachdem nachts Orkanstärke gewesen sein soll.
Wir hatten also nur einen Streifschuss abbekommen. Der Tag verging mit Fernsehen im Zimmer, es lief Herr der Ringe, Matrix Reloaded und einiges mehr...
Am nächsten Tag war dann Sightseeing angesagt, Es ging durch die bergige Landschaft von Taipeh County zum Märtyrerschrein, wo wir die Wechsel der Wachen beobachtet haben. Ein bis ins kleinste Detail synchrones Schauspiel, das alle Stunde einmal stattfindet. Danach verharrt die neue Wache für 50min. absolut regungslos auf ihren Posten.
Dann ging es, unterbrochen von Mittagsimbiss am Chiang Kai Check Memorial zum Höhepunkt der Tour: Taipeh 101, dem höchsten Gebäude der Welt. 508 Meter, so hoch fliegen nur selten Drachen (wenn man den Leinenwinkel berücksichtigt). Phillip und ich nutzten die Höhe des Observatoriums für wissenschaftliche Experimente. Mein Thema war der Luftdruck in verschiedenen Höhen, den ich nachwies, indem ich unten eine Flasche fast leertrank, verschloss und oben öffnete. Es liefen ca. 25 ml raus, was etwa der vorher berechneten Menge entsprach. Phillip machte Fallversuche mit Festestoffen in Rohrleitungen, die Fallzeit konnten wir leider nicht ermitteln... Vielleicht fällt der Mist ja immer noch!?!
Dienstag ging es dann wieder zurück nach Deutschland... na ja, nicht ganz. Ich blieb nur für drei Stunden in Bremen. Dort traf ich Christian und gemeinsam flogen wir dann zu den Niagarafällen, wo ich nach 63 Stunden Reise eintraf. Das war wohl die längste Drachenfestanreise meines Lebens.
Aber das ist ein anderes Kapitel.
Vielen Dank an dieser Stelle an Angela und Jonathan, die dieses tolle Drachenfest auf die Beine gestellt haben.